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THALIA - Cinema . Coffee and Cycling

Kinoprogramm Donnerstag, 30.11.2023 - Mittwoch, 06.12.2023

Das Original ist besser!Fallende Blätter (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
17:15

Regie: Aki Kaurismäki, (Finnland/Deutschland), 2023

Darsteller: Alma Pöysti, Jussi Vatanen, Janne Hyytiäinen u.a.

Fallende Blätter (OmdU)

Im nächtlichen Helsinki begegnet die Supermarktangestellte Ansa (Alma Pöysti) dem Bauarbeiter Holappa (Jussi Vatanen). Sie gibt ihm ihre Telefonnummer, ohne ihren Namen zu verraten. Er verliert den Zettel… So beginnt eine Liebesgeschichte, die von der ersten Kameraeinstellung an den unverwechselbaren Blick des großen Aki Kaurismäki verrät. Prekär ist die Situation dieser zwei Menschen, sie leben ein unscheinbares, eintöniges Leben ohne Aussicht auf Veränderung. Kaurismäki schaut einmal mehr auf Menschen am Rand, entfaltet mit großer Zärtlichkeit die Facetten ihres Lebens und zeigt, wie unter ihrer Schicksalsergebenheit eine winzige, aber zähe Hoffnung auf Veränderung und Neuanfang glüht. Hindernisse gibt es reichlich…

Wie sich Mensch am allermeisten selbst im Weg steht, kann niemand so sparsam und treffsicher erzählen wie der große Finne, der 2017 seinen Ruhestand verkündete. Was ein Glück, dass er nicht durchgehalten hat. Die Kunst, am Beispiel von skurrilen randständigen Figuren existentielle lebensbegleitende Fragen anzusprechen, hat Kaurismäki zur Meisterschaft gebracht. Stilistisch seit Beginn seiner Karriere nahezu unverändert, zeitlich eher in den 1980er Jahren mit vielen Anklängen an die 1950er Jahre angesiedelt, strahlen seine Filme eine frappierende Zeitlosigkeit und Ruhe aus und bezaubern mit ihrem lakonischen Humor. »Fallende Blätter« schließt quasi nahtlos an die sogenannte Proletarier-Trilogie an: »Schatten im Paradies« (1986), »Ariel« (1988) und »Das Mädchen aus der Streichholzfabrik« (1990). Es lohnt sich, auch die alten Filme wieder anzuschauen.

Grit Dora

Das Original ist besser!The Old Oak (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
19:00

Regie: Ken Loach, (Frankreich/Großbritannien), 2023

Darsteller: Dave Turner, Ebla Mari, Claire Rodgerson u.a.

The Old Oak (OmdU)

Die Deindustrialisierung hat die alte Grubenarbeiterstadt im Norden Englands zernagt, genauso herunter ist der Pub „The Old Oak“. Ein paar ehemalige Minenarbeiter spülen dort noch regelmäßig ihren Frust hinunter, aber diese wenigen Gläser reichen nicht aus, um den Laden von TJ Ballantyne (Dave Turner) über Wasser zu halten. Landunter also für die ganze Gegend, viele Häuser stehen leer, auch die Schule wurde schon geschlossen. In dieser Situation trifft ein Bus mit syrischen Geflüchteten ein, die hier Zuflucht finden sollen. Fremdenhass schlägt ihnen entgegen. Nur TJ Ballantyne wird aktiv und leistet Hilfe. Gemeinsam mit der jungen Syrerin Yara (Ebla Mari) entwickelt er einen Plan, um die Wogen zu glätten und Gemeinschaft zu stiften. Vielleicht ließe sich damit sogar der Pub retten?

Ken Loach (er ist inzwischen 87!) hat seinen selbstverordneten Ruhestand nicht durchgehalten. Nach einer 60-jährigen Karriere als Chronist der britischen Arbeiterklasse und der Goldenen Palme 2016 für »Ich, Daniel Blake«, seiner punktgenauesten Anklage des britischen Sozialsystems, beschwört er nun die Solidarisierung der vom System abgehängten Briten mit Geflüchteten. »The Old Oak« ist ein berührender kleiner Film mit einer großen Utopie von Menschlichkeit.

Grit Dora

Bundesstart - Das Debüt im Thalia

Das Original ist besser!Anatomie eines Falls - Anatomie d’une chute (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
21:00

Regie: Justine Triet, (Frankreich), 2023

Darsteller: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner u.a.

Anatomie eines Falls - Anatomie d’une chute (OmdU)

Einer Autorin im Gerichtssaal vorhalten zu wollen, ihr Mann sei ja geradezu buchstäblich aus dem Fenster gefallen und dabei zu Tode gekommen, wie es in einer ihrer früheren Novellen beschrieben stehe, hieße nur schwerlich einen Verdacht erfolgreich erhärten. Das halbe Land habe letztlich ihr Buch gelesen. Auch die bei Gericht angeführte Tatsache, dass sonst niemand außer ihr im Hause war, als ihr Mann zu Tode kam, beruht erst einmal auf Hörensagen. Und auf der Aussage Daniels, des Sohnes von Sandra (Sandra Hüller) und Samuel (Samuel Theis), der während eines heftigen Streites der Eltern das Haus mit dem Hund verlassen hatte und bei seiner Rückkehr einen toten Vater vorfand und eine verstörte Mutter. So scheidet er als Augenzeuge wohl ebenfalls aus, obendrein noch, weil Daniel (Milo Machado-Graner) blind ist. Und nur der Hund ihn zu der Leiche im Schnee führte, die er selbst gar nicht bemerkt hätte. Solange die Gerichtsmedizin sich schwer tut, die tödlichen Kopfverletzungen eindeutig einem Suizid zuzuordnen, wohnen also ein potentieller Zeuge und eine vermeintliche Tatverdächtige unter einem Dach. Könnte Sandra wahrlich durch die ihr zur Last gelegte Tat zu einem Monster geworden sein? Könnte sie durch eine perfide Verschwörung bloß als ein solches gelten, oder erst durch den minutiös in den Medien sezierten Gerichtsprozess zunehmend wie das kühle, blonde Monster erscheinen? Welches sie von Beginn an beharrlich bestreitet zu sein. Sandra Hüller wurde hier ein Drehbuch auf den Leib geschrieben, mit dessen Hilfe sie, souverän spielend, sowohl die Schwere darzustellen vermag, die einer zu Unrecht Angeklagten auf den Schultern liegen mag, als auch die emotionale Last spürbar werden lässt, ohne die selbst die kaltblütigst berechnende Täterin nicht in den Zeugenstand treten könnte. Am Ende schielt Justine Triets in Cannes preisgekrönter Film weniger nach der finalen Schlagzeile in den Abendzeitungen, nach dem profanen whodunit, sondern beleuchtet viel aufmerksamer jene schmale Grenze, auf der Recht und Gerechtigkeit bei jedem Gerichtsprozess vor und zurück tänzeln. Und wegen der sie bei der Urteilsverkündung nicht immer gemeinsam ins Ziel kommen.

alpa kino