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THALIA - Cinema . Coffee and Cycling

Kinoprogramm Donnerstag, 23.01.2025 - Mittwoch, 29.01.2025

In Kooperation mit dem DunyaCollectiveWhite Torture

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
18:00

Regie: Gelareh Kakavand, Vahid Zarezadeh, (Iran), 2021

White Torture

„Weiße Folter“ greift nicht direkt den Körper an: Sie greift die fünf Sinne oder die psychische Integrität einer Person an und bleibt für das bloße Auge unsichtbar, hinterlässt aber unauslöschliche psychologische Spuren. Sie wird insbesondere an politischen Gefangenen im Iran angewandt.

Die Aktivistin und Sprecherin der Organisation Human Rights Defenders Center, Narges Mohammadi, die den größten Teil der letzten 13 Jahre hinter Gittern verbracht hat, ist „weißer Folter“ ausgesetzt gewesen. Nach ein paar Monaten „weißer Folter“ ziehen es viele vor, jedes Verbrechen zu gestehen, auch wenn das die Hinrichtung bedeutet. Mohammadi hat die Aussagen anderer iranischer Opfer gesammelt.

Mohammadi befindet sich zwei Jahren erneut in Haft, um den Rest einer früheren Haftstrafe zu verbüßen. Der Film legt ein beeindruckendes Zeugnis darüber ab, wie die Situation für Personen, die sich im Iran für Frauen- und Menschenrechte einsetzen, aussieht.

Auch die beiden Filmschaffenden Gelareh Kakavand und Vahid Zarezadeh wurden wegen dieses Films mit Haft bedroht und halten sich derzeit wegen eines Stipendiums in Deutschland auf.

Im Anschluss Filmgespräch mit Daniela Sepehri

Das Original ist besser!La Cocina (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
22:30 22:30 22:30

Regie: Alonso Ruizpalacios, (USA/Mexiko), 2024

Darsteller: Raul Briones, Rooney Mara, Anna Diaz u.a.

La Cocina (OmdU)

Im „The Grill“ in Manhattan ist Hochbetrieb und aus der Kasse sind 800 Dollar verschwunden. Die Polizei soll angesichts der vielen illegal Beschäftigten in der Küche auf keinen Fall eingeschaltet werden, daher führen die Restaurantmanager ihre eigenen Befragungen und Nachforschungen durch. Alle Köche ohne Papiere werden befragt und Pedro (Raúl Briones) ist der Hauptverdächtige. Er ist ein Träumer und Unruhestifter und verliebt in Julia (Rooney Mara), eine Kellnerin aus New York, die sich nicht auf eine Beziehung mit ihm einlassen kann. Rashid, Besitzer von „The Grill“, hat versprochen, Pedro bei seinen Papieren und damit aus der Illegalität zu helfen. Doch ein schockierendes Geständnis von Julia provoziert Pedro zu einer Tat, die das Fließband der Küche ein für alle Mal zum Stillstand bringen wird.

Der bei der Berlinale gern gesehene mexikanische Regisseur Alonso Ruizpalacios bringt eine packende Adaption von „The Kitchen“, dem ikonischen Theaterstück von Arnold Wesker auf die große Leinwand. In eindrucksvollen Schwarzweißbildern, bewusst ästhetisiert, dicht und mit einem stimmungsvollen Sounddesign taucht das Publikum tief in das Innenleben eines Restaurants mit all seinen Dramen, Absurditäten, Momenten der Verzweiflung, sowie Menschlichkeit und Solidarität ein.

ak

Misty - The Erroll Garner Story

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
15:45
18:00

Regie: Georges Gachot, (Deutschland/Frankreich/Schweiz), 2024

Misty - The Erroll Garner Story

Bundesstart - Das Debüt im Thalia

Das Original ist besser!The Outrun (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
17:45

Regie: Nora Fingscheidt, (Großbritannien), 2023

Darsteller: Saoirse Ronan, Paapa Essiedu, Stephen Dillane u.a.

The Outrun (OmdU)

»The Outrun« ist der neueste Spielfilm der deutschen Regisseurin Nora Fingscheidt, der seine europäische Premiere auf der diesjährigen Berlinale feierte. Wie bereits in ihrem zu Recht hochgelobten »Systemsprenger« geht es hier um eine junge Frau, die sich mit ihren Grenzüberschreitungen sozial nicht einzuordnen weiß und aufgefangen werden muss. Der Film beruht auf den Memoiren von Amy Liptrot, in denen sie den Kampf mit ihrer Alkoholsucht schilderte und wie dieser sie wieder in ihre Heimat brachte. Der Film bleibt dabei der Vorlage treu, ändert aber Namen und fügt die eine oder andere Begebenheit hinzu, um das Innenleben seiner Protagonistin zu schildern. Rona (Saoirse Ronan) gab sich in London jahrelang dem Alkohol hin, bis ein Absturz sie wachrüttelte. Sie kehrt in ihre Heimat, die schottischen Orkney-Inseln, zurück. Dort verbringt sie ihre Tage mit Spaziergängen und Besuchen von Therapiegruppen und ihrer Familie inklusive ihrem bipolaren Vater Andrew (Stephen Dillane). Fingscheidt, die zusammen mit der Autorin das Drehbuch geschrieben hat, erzählt die Suchtgeschichte dabei nicht chronologisch, sondern springt wie die Erinnerungen in der Zeit hin und her. Dabei sind die Schilderungen nicht neu in der Filmlandschaft, auch das Potpourri an Gefühlen, das die Süchtigen erleiden, ist bekannt. Aber Fingscheidt macht die Gefühle in aller Ambivalenz spürbar. Man fühlt mit Rona, aber auch mit den Menschen, die sie vor den Kopf stößt, mit. Das liegt natürlich auch an der fantastischen Wahl der Hauptdarstellerin. Besonders sind auch die Drehorte direkt auf den Orkney-Inseln und die Besetzung von Nebenrollen mit Laiendarsteller:innen oder Menschen mit Suchterfahrung. So ist »The Outrun« ein durch und durch sympathischer, emotionaler Film, den man auf der großen Leinwand gesehen haben muss.

Doreen

Das Original ist besser!Kneecap (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
20:00 20:00 20:00
20:30 20:30

Regie: Rich Peppiatt, (Irland), 2024

Darsteller: Móglaí Bap, Mo Chara, DJ Próvai u.a.

Kneecap (OmdU)

Liam Óg findet sich nach durchzechter Partynacht in einem Verhörraum der Polizei wieder. Da er nur Gälisch spricht, holt die Polizei den Gälisch-Lehrer JJ, der dolmetschen soll, aber ihm auch dabei hilft, das in seinem Notizbuch versteckte LSD verschwinden zu lassen. Damit aber nicht genug, die über Drogen, Sex und Widerstand philosophierenden Texte des Notizbuchs werden zu Partykrachern und machen Liam und seine Freunde zum Symbol des Rebellentums einer ganzen Generation.

Die Hip-Hop-Band Kneecap gibt es wirklich, ihre Entstehungsgeschichte wird hier jedoch völlig fiktionalisiert. Die Mitglieder Band spielen sich auch gleich selbst – schön rotzig frech und immer gegen das Establishment aufmotzend. Schauspieler sind die Drei nicht, sich selbst spielen sie dann aber schon ganz gut. Sie verleihen dem Film auch eine Authentizität, die spürbar ist. Der Film propagiert das Hochhalten der eigenen Herkunft, das Sprechen einer Sprache, die auszusterben droht, den Glauben an sich selbst und daran, dass Dinge sich ändern können. Er verpackt eine wichtige Geschichte über die Zustände in Belfast in eine Komödie, verleiht ihr damit aber noch mehr Macht.

Schon der Anfang ist großartig. Explodierende Autos und ein Off-Kommentar, der erklärt, dass Filme über Belfast immer so anfangen. Dieser macht es ja auch, geht dann aber in eine andere Richtung und erzählt von einer Jugendbewegung, die sich politisiert. Es hilft natürlich, wenn man ein wenig Kenntnisse der nordirischen Historie besitzt, da es dazu beiträgt, die Geschichte des Films besser zu verstehen. Aber er funktioniert auch an der Oberfläche, ist dynamisch und rasant, frech in seinen Dialogen, respektlos in seiner Erzählung. Ein Film, der lustig ist, aber auch etwas zu sagen hat.

In einer kleinen Nebenrolle agiert Michael Fassbender, den man selten mit seinem irischen Akzent hört – hier hat er es offenbar genossen, mal zu reden, wie er es normalerweise tut. Die Musik ist mitreißend, der Look des Films hip und modern. „Kneecap“ ist – das lässt sich jetzt schon sagen – ein Kultfilm von Morgen, vielleicht der „Trainspotting“ dieser Generation.

Peter Osteried

Bundesstart - Das Debüt im Thalia

Das Original ist besser!Queer (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
18:00 18:00
22:00 22:00 22:00

Regie: Luca Guadagnino, (Italien/USA), 2024

Darsteller: Daniel Craig, Drew Starkey, Jason Schwartzman u.a.

Queer (OmdU)

„Du bist nicht queer!“ sagt Lee (Daniel Craig) zum Jüngling mit den Sommersprossen. Der Satz wird noch häufig fallen, ein Dutzend Mal mindestens. Queer or not queer – das ist hier die Frage. Selbst der schwule Held hat da so seine Identitätsprobleme: „Ich bin nicht queer. Ich bin nur körperlos“, kommentiert und kokettiert er bisweilen gerne. Im perfekten Outfit, mit beigem Leinenanzug, schicker Sonnenbrille samt einer Pistole im Halfter kann es William Lee in Sachen Coolness fast mit James Bond aufnehmen. In perfekter Lässigkeit stolziert er zu den „Nirvana“- Klängen von „Come As You Are“ durch die Straßen. Wie 007 ist dieser Lee ein chronisch einsamer Wolf, wenn es um die Liebe geht. Bei One-Night-Stands darf das Objekt der Begierde gerne halb so alt sein wie er selbst. Als Held des semi-autobiographischen William Burroughs-Romans steht Lee freilich weniger auf hübsche Girls als auf attraktive Boys.

Mit den Taschen voller Geld braucht der US-Bürger in Mexiko-Stadt nicht allzu lange, die einschlägigen Kontakte zu finden. Nach fünfzehn Filmminuten erlebt man Lee im Stundenhotel mit einem Sexarbeiter. Der Kick durch den gekauften Lustgewinn hält freilich nicht lange an. Ohnehin interessiert ihn ein junger Mann auf der Straße als Objekt der Begierde sehr viel mehr. Schon allein deshalb, weil der selbstbewusste Schönling namens Eugene Allerton sich ziemlich zugeknöpft gibt. Alle bewährten Flirt-Versuche scheinen vergeblich, ein Korb folgt dem nächsten. Aber schließlich hat der erfahrene Jäger den jungen Hirsch doch erfolgreich abgefüllt und sein Apartment abgeschleppt. Den Triumph genießt Lee lässig mit einer Kippe im Mund. Am Morgen danach gibt sich der junge Mann weiter widerspenstig. Provokativ flirtet Eugene in Lees Lieblingslokal lieber heftig mit seiner Schach-Partnerin als mit zu reden. Wütend vor Eifersucht und komplett bedröhnt, taucht der gekränkte, heftig verknallte Lover auf einer Party auf, wo die Sache eskaliert.

Ein zweites Kapitel wird aufgeschlagen, „Reisegefährten“ ist es überschrieben. „Zwei Mal in der Woche musst du zu mir nett sein“, lautet der Deal, damit Eugene seinen Gönner auf seiner Südamerika-Reise begleitet. Tatsächlich kommt es auf dem Trip zum wilden Sex. „Es hat dich doch nicht gestört?“ – „Geht schon!“ – „Aber du hast es doch ein bisschen genossen?“ klingen die Dialoge danach.

Im dritten Episoden-Streich geht’s dann ziemlich esoterisch und surreal zu, „Botanikerin im Dschungel“ heißt das Kapitel, in dem sich das Duo auf die Suche nach psychoaktiven Drogen macht. Eine alte Kräuterhexe im Dschungel hat die heiße Ware. Der Stoff hat es in sich. Da verschmelzen die Körper im wahrsten Sinn des Wortes miteinander. Dem psychedelischen Trip folgt ein enormer Kater – und der ist gekommen, um zu bleiben. Fortan sorgen Wahnvorstellungen für chronische Verunsicherung.

Mit dem verspielt sinnlichen Coming-of-Age-Drama „Call Me By Your Name“ gelang Luca Guadagnino vor sechs Jahren ein oscarprämierter Indie-Hit, der Timothée Chalamet den Durchbruch verschaffte. Wurde dort bei Sex-Szenen noch dezent weggeblendet, hält die Kamera diesmal gerne drauf. Der fünffache 007-Haudegen Daniel Craig hat sichtlich Spaß an solcher Freizügigkeit. Mit welch emotionaler Wucht er den ebenso verliebten wie verzweifelten Helden gibt, der zwischen Leidenschaft, Hoffnung und Enttäuschung balanciert, ist schon eine Klasse für sich. Der 31-Jährige Drew Starkey lässt sich vom charismatischen Gegenüber nicht beeindrucken, ganz im Gegenteil: Auch er zeigt sichtlich Vergnügen, im Liebespoker alle Trümpfe in der Hand zu halten und seinen Verehrer mit charmanter Lässigkeit gehörig zappeln zu lassen.

Mit gewohnter Stilsicherheit lässt Luca Guadagnino sein Mexiko-Stadt der 50er Jahre komplett in den legendären Cinecittà-Studios von Rom auferstehen. Derweil der irische Star-Designer Jonathan Anderson, wie schon bei „Challengers -Rivalen“, für den Wow-Effekt bei den Kostümen sorgte. Für magischen Realismus ist gleichfalls gesorgt. Etwa wenn das Paar sich gemeinsam „Orpheus“ von Cocteau anschaut und das Verlangen von Lee plötzlich surreale Qualitäten annimmt. Oder später, wenn sich im Drogenrausch, die beiden Körper real verschmelzen.

Mit „Queer“ gelingt Luca Guadagnino abermals ein flirrender Arthaus-Coup über rigoroses Verlangen. Auf seine geplante „Buddenbrooks“-Verfilmung kann man gespannt sein.

Dieter Oßwald

Das Original ist besser!Emilia Pérez (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
15:30

Regie: Jacques Audiard, (Frankreich/Mexiko/USA), 2024

Darsteller: Zoe Saldana, Karla Sofía Gascón, Selena Gomez u.a.

Emilia Pérez (OmdU)

Manche Filme lassen sich schwer beschreiben. Beziehungsweise klingt die Beschreibung so absurd, dass Menschen sich vielleicht davon abschrecken lassen, den Film zu schauen. Diesem Impuls sollte man bei »Emilia Pérez« widerstehen, auch wenn hier Themen und Genre vermischt werden, die unvereinbar klingen.

Eine kleine Vorschau gefällig? In Kürze: Der mexikanische Kartellboss Manitas del Monte will aussteigen aus dem ewigen Hamsterrad aus Tod und Gewalt. Doch nicht nur das, denn er will auch eine Frau sein. Dabei soll die Anwältin Rita helfen, die selbst im Hamsterrad aus Korruption sitzt. Beide Ausstiege gelingen und die Frauen sehen sich erst nach Jahren wieder. Doch nun hat Emilia Pérez, wie Manitas als Frau heißt, eine andere Aufgabe für Rita.

Der französische Regisseur Jacques Audiard verbindet diese beiden gegensätzlichen Themen mit dem Genre des Musicals, was wunderbar aufgeht. Ja, die Entstehung des Films ähnelte wohl sogar eher der Genese einer Oper als der eines Films; der Streifen wurde größtenteils auf einer Soundstage in Paris gedreht. Für das Ergebnis bekam Audiard in Cannes in diesem Jahr den Preis der Jury, während das Schauspielerinnenensemble Karla Sofía Gascón, Zoe Saldaña, Selena Gomez und Adriana Paz den Preis für die beste Darstellerin zugesprochen bekam. Völlig zu Recht. Saldaña und Gomez hat man selten so kraftvoll gesehen und der musikalische Rhythmus des Films bleibt auch nach dem Verlassen des Kinosaals im Ohr. Ein echtes Kinoerlebnis, wie es länger keines gegeben hat.

mana